Die Geschichte der Pfarre von 820 - 1515
Grundriss der Pfarrkirche Gunskirchen
Erste urkundliche Erwähnung
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Im ältesten Traditionsbuch des Klosters Mondsee wird der Ort Gunskirchen erstmals urkundlich erwähnt. Es entstand in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts, die darin enthaltenen Urkunden sind Abschriften1
Urkunde aus dem ältesten Traditionsbuch des Klosters Mondsee (13. Juni 820)
Übertragung in Druckschrift id. iun. (iduum iunium) = 13. Juni luna XXVII = 27. Tag des Mondmonats anni Lvdovvici imperatore regante VI anno = im 6. Jahr der Regentschaft von Ludwig (des Frommen von 814 bis 840 im Gesamtreich Franken). Dies wäre zwar das Jahr 819, doch die Historiker Gebhard Rath und Erich Reiter schreiben in ihrer Abhandlung über das Traditionsbuch, dass der 13. Juni und zugleich der 27. Tag des Mondmonats auf das Jahr 820 fallen. Der Urkundenabschreiber hat aus Versehen bei dem Jahr der Regentschaft VI statt VII geschrieben.
Freie und lesbare Übersetzung des lateinischen Textes von Mag. Günter Lengauer:
Zur Amtszeit des ehrwürdigen und überaus lobenswerten Abtes Lantperht vom Kloster Mondsee. Daher tue ich, Heriprant, im Namen Gottes in der Furcht vor Gott und für eine reiche Belohnung in der Ewigkeit, weil gefährliche Zeiten folgen, kund, dass ich ohne Zwang, sondern aus völlig freiem Willen mein Erbe übergebe [und so übergeben habe]. Nun übergebe und übertrage ich zwei Teile meines Erbgutes an den heiligen Erzengel Michael in Mondsee und ich schenke, übergebe und übertrage sie auf ewig in die Hände des ehrwürdigen Lantperht im sogenannten Ufgau in einem Ort, der Ostarperhtesdorf (Oberndorf / Osterberg / Bernhartsdorf) heißt, und übergebe sie in vollem Umfang mit Häusern, Gebäuden, Wirtschaftsgütern, mit Äckern, mit Feldern, Wiesen, gemeinschaftlichen Weiden, Wegen, Gewässern und Wasserläufen und ebenda fünf Unfreien. Sollte mir in nächster Zeit etwas zustoßen, dass ich in Todesgefahr gerate, übergebe ich das zur Gänze und unversehrt in die Hände des Abtes Lantperht, damit er es nach meinem Tod besitzt und stark und beständig in vollem Umfang die Macht darüber ausübt, sodass es auf ewig und unangetastet bleiben kann und zu aller Zeit stark und beständig überdauert. Vollzogen am Ort, der Purchard (Pühret / Hart) bei Schwanenstadt heißt, wie es auch in Gunskirchen vereinbart wurde. Dies geschah am 13. Juni 820. Es gibt viele Zeugen.
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Aufnahme vor 1950 |
Aufnahme etwa 1920/193 |
Ob man aus dem Wort Kundeschirichun darauf schließen kann, dass bereits zu diesem Zeitpunkt hier eine Kirche stand, ist nicht gesichert. Gunskirchen ist eine sogenannte Urpfarre, eine Passauer Gründung, sie dürfte etwa um 980 n. Chr. Pfarre geworden sein.
In einer Urkunde aus dem Jahr 1070 bestätigt Bischof Altmann von Passau dem Bischof Adalbero von Würzburg, dem Gründer des Stiftes Lambach im Jahr 1056, einen schon früher zwischen Bischof Christian von Passau und Arnoldt von Lambach abgeschlossenen Tauschvertrag. In dieser Urkunde wird der Ort „Gundeschirichen“ genannt.
In der Urkunde vom 19.8.1088 bezeugt Bischof Altmann von Passau, der im Jahr 1085 vom Kaiser Heinrich IV als Bischof von Passau abgesetzt wurde, einen Tausch mit Markgraf Ottokar von Steyr, Markgraf der Steiermark von 1082 – 1122. In dieser Urkunde wird „Gundeschirichen“ als Parochia, bedeutet Pfarre, bezeichnet. Diese Urkunde dürfte aber eine Fälschung aus dem Jahr 1224 sein, so wie viele alte Urkunden gefälscht wurden, um den Anspruch auf Besitzungen zu bekräftigen.
Vom ersten Priester in Gunskirchen erfahren wir aus der sogenannten Schwadorfer Urkunde vom 30. Juni 1203. In dieser Urkunde wird als Zeuge „Hugo plebanus in Gundizchirchen“ genannt. Als plebanus wurde ein Dorfpfarrer bezeichnet, der über das gemeine Volk gesetzt ist.
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Ansicht von Gunskirchen um 1926 |
Im Jahr 1348 entschied der Probst Otto von Passau einen Streit zwischen Abt Heinrich von Engelszell und Pfarrer Wulfing von Gunskirchen (vir Dominus Wulfingus plebanus Gunschiren) wegen eines Dienstes und einiger Äcker des Gutes in Hofmannsberg zu Gunsten des Abtes.
Am 2. Dezember 1378, vorher war Johann Forster Pfarrer von Gunskirchen, verlieh Bischof Albert von Passau dem Johann Sinzinger die Pfarre Gunskirchen. Während seiner Amtsführung stiftete 1384 ein Bauer aus der Pfarre Pettenbach, namens Friedrich Mitterecker, seinen Hof zu Gumpendorf der Pfarre Gunskirchen unter der Bedingung, dass dafür in der Filialkirche St. Georg und St. Margarethen in Fernreith (Doppelpatrozinium) jede Woche eine heilige Messe gelesen werden solle. Die Kirche in Fernreith wurde im Jahr 1784 unter Kaiser Josef II abgetragen.
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Aufnahme vor 1962 | Aufnahme 2019 |
Zwischen 1434 und 1458 war Otto Galler Pfarrer von Gunskirchen. In seine Amtszeit fällt der Baubeginn des Turmes. In einer Fensterlaibung des bestehenden Turmes ist die Jahreszahl 1456, sichtbar vom Dachboden aus, eingetragen.
Zeugnis vom Bau unserer spätgotischen Kirche geben drei Jahreszahlen. Man nimmt an, dass die oben angeführte Jahreszahl 1456 den ungefähren Baubeginn des Turmes bezeichnet. Der Turm war damals um ein ganzes Turmgeschoß niedriger als heute, hatte spitzbogige Schallfenster und ein Keildach. Der Bau der Kirche erfolgte wahrscheinlich in mehreren Bauetappen. Eine weitere Jahreszahl, 1506, eingemeißelt in ein rechteckiges Sandsteinband außen an der östlichen Chorwand, teilweise verdeckt durch das Kreuz im Bereich des Kriegerdenkmales, gibt uns den Baubeginn des Presbyteriums bekannt.
Der östlichste Schlussstein des Chorgewölbes trägt auf einem Wappenschild die Zahl 1515, höchstwahrscheinlich handelt es sich bei dieser Jahreszahl um die Fertigstellung der Kirche im spätgotischen Baustil. Das Gewölbe im zweischiffigen Langhaus wird von zwei mächtigen Säulen aus Konglomerat getragen und ist mit ebensolchen Rippen versehen. Im Presbyterium sind es einfache Ziegelrippen.
Aufnahme vor 1962
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Aufnahme vor 1962 | Aufnahme 2019 |
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Grabstein 1486 |
Ein Grabstein aus rotem Untersberger Marmor, jetzt an der südlichen Außenmauer der Kirche angebracht, gibt Zeugnis vom Tod des Pfarrers Lienhart Purgstaller 1486. Der Grabstein war früher im Fußboden der Kirche vor dem Speisgitter eingelassen. Ihm folgte als Pfarrer Jorg Gewman. Ob dieser den Kirchenbau vollendet hat oder sein Nachfolger Hans Wyrtl, genannt im Gültbuch, ein Verzeichnis aus dem Jahr 1517, in dem die an die Pfarre Gunskirchen zu zahlenden Abgaben aufgelistet waren, kann nicht bestimmt werden.
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Kriegerdenkmal mit verdecktem Sandsteinband Jahreszahl 1506 |
Schlussstein mit Jahreszahl 1515 |