Wort zum Neujahr

Liebe Pfarrbevölkerung, liebe Besucher unserer Hompage!
Die Sichtweise bzw. der Blickwinkel ist entscheidend für unser Leben und unseren Glauben. Freilich kann sich ein Blickwinkel einmal ändern, aber es ist doch wichtig, dass wir einen haben. Gerade am Beginn des neuen Jahres kann es gut sein uns zu fragen, welche Blickwinkel wichtig sein können. Es braucht, um gut leben zu können, zwei Blickwinkel.
Zuerst einmal braucht es den Blickwinkel auf Gott. Auf Gott sehen und ihn wahrnehmen. Das kann unterschiedlich sein, wie wir das tun, aber ein Aspekt ist unseren menschlichen Blickwinkeln doch gemeinsam. Es ist das, was Gott wesentlich ist. Und dieses, sein Wesen, heißt ,,ich bin da“, oder wie es Martin Buber gesagt hat ,,ich bin dort, wo du bist.“ Oder wie es Papst Franziskus gesagt hat: ,,Ich habe eine dogmatische Sicherheit: Gott ist im Leben jeder Person. Gott ist im Leben jedes Menschen.“ Dieser Blickwinkel auf ihn ermöglicht uns eine Haltung, nämlich das Grundvertrauen, jenes Vertrauen, das Kinder gegenüber ihren Eltern aufbringen, brauchen wir in der Beziehung zu Gott. Wir sind eingeladen im Blickwinkel auf Gott dieses Grundvertrauen stets neu, eigentlich jeden Augenblick zu lernen. Es ist der Glaube, dass er wirklich alle Wege meines Lebens, gerade auch die Um-, Fehl-, und Seitenwege, mitgeht. Es ist der Glaube, dass hinter allen Dingen, auch hinter dem Scheitern einer ist, bei dem ich angenommen und geliebt bin. Wenn wir in dieser Haltung leben, wird alles heller und lichter, denn Menschen die aus dem Glauben, im Blickwinkel Gottes leben, sehen alles in einem anderen Licht.
So braucht es zweitens den Blickwinkel auf die Menschen. Der Blickwinkel auf den Menschen kann ebenfalls unterschiedlich sein. Aber eine Sache erscheint mir wichtig, weil sie durchgehend dem biblischen Bild vom Menschen entspricht. Es ist der Gedanke, dass jeder Mensch im Innersten mit Gott verbunden ist. Es ist das göttliche Leben, dass ER einem jeden zuspricht und dass uns niemand nehmen kann. Wir Menschen haben eine Würde, nicht einen austauschbaren Wert, sondern eine Würde, die wir nicht dem Wohlwollen eines anderen Menschen verdanken sondern Gott. So ist jeder von Gott beim Namen gerufen und von ihm geliebt. Das schenkt uns eine Würde, die uns niemand nehmen kann, und die uns unabhängig von Leistung, Beruf und Ansehen zukommt. Dieser würdevolle Blickwinkel auf den Menschen hilft uns den Menschen ,,schön“ zu machen und ihn ,,groß“ werden zu lassen. Die folgende Geschichte kann dies verdeutlichen: Ein Kind hatte eine alte Puppe, die nicht mehr besonders schön aussah, weil es das Kind immer bei sich hatte. Und eines Tages begegnete diesem Kind eine vornehme Dame und meinte: ,,Deine Puppe ist schmutzig. Komm ich kauf dir eine neue.“ Das Kind schaute die Dame verwundert an, nahm die Puppe, hielt sie ans Herz, und zeigte sie dann wieder der Dame mit den Worten: ,,Jetzt ist sie wieder schön, meine Puppe.“ Der Mensch soll und darf schön werden und wir dürfen hier unseren Beitrag leisten. Einzig und alleine die Zuwendung macht den Menschen groß und schön. Auf das Dazugehören, die Wertschätzung und auf den Respekt kommt es an, den es im Blickwinkel auf den Menschen braucht.
So wünsche ich uns, dass wir in diesem neuen Jahr 2017 die Brille mit dem Doppelblickwinkel aufsetzen. Dass wir auf Gottes Dasein für jeden von uns schauen und daraus die Grundhaltung eines zutiefst vertrauenden Glaubens lernen. Und, dass wir auf das göttliche Leben, auf die Würde, eines jeden Menschen schauen, und wir daraus lernen andere größer und schöner werden zu lassen, weil auch wir dadurch größer und schöner werden.