Was mutet Jesus uns zu?
Predigt Hl. Ägidius, 23. Sonntag im Jahreskreis, 7.9.2025
Perikopen: Weish 9,13-19 Lk 14,25-33
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Auch heute, am Fest unsers Kirchenpatrons Ägidius, sind die Worte Jesu, wie schon letzten Sonntag, nicht leicht verdaulich. Was mutet Jesus uns zu? „Wer nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, der kann nicht mein Jünger sein.“ „Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.“ „Wer nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet, der kann nicht mein Jünger sein.“ Wer bringt das zusammen? Ist das nicht eine Überforderung? Was will er uns sagen? Drei Gedanken.
Erstens: Wir müssen darauf achten in welchem Zusammenhang Jesus das sagt. Es heißt: „Viele Menschen begleiteten Jesus.“ Jesus hat scheinbar eine Menge Anhänger, viele Bewunderer. Heute würden man sagen Sympathisanten oder Fans. Aber sind sie wirklich seine Jünger? Ist es ihnen Ernst mit der Nachfolge? Oder ist die Bewunderung und Begeisterung der vielen, die mit Jesus gehen, nur ein Strohfeuer, das schnell erlischt, wenn es ernst wird? Jesus schont die vielen nicht, die ihn begleiten. Die Menge der Leute ist ihm eher Anlass, beängstigend deutlich zu werden. Er möchte nicht, dass Menschen sich Illusionen hingeben. Darum sagt er sehr deutlich. Nachfolge bedeutet nicht, in der Menge mitzulaufen. Jesus nachfolgen, den Weg mit ihm gehen, das ist kein Spaziergang. Jesus nachfolgen das bedeutet vielmehr, sich von Gott in Besitz nehmen zu lassen, und zwar mehr als von allen und allem anderen! Ähnliches erlebten die frühchristlichen Gemeinden, an die Lukas sein Evangelium richtet. Einerseits breitete sich das Christentum aus und die Gemeinden wuchsen. Andererseits war das Martyrium stets eine drohende Realität. Sowohl in der Situation der frühen Christen als auch in der Situation, in der viele Menschen Jesus begleiteten, ist eines gefordert, nämlich Entschiedenheit. Nicht nur Mitläufertum, sondern klares Bekenntnis, treues Stehen zu Jesus, mit allen Konsequenzen, die da sogar heißen können Kreuz und Martyrium. Der hl. Ägidius war kein bloßer Bewunderer. Er war ein echter Nachfolger des Herrn.
Zweitens: Es geht um unsere ganz persönliche Entscheidung. Jede Entscheidung aber braucht zuvor eine nüchterne Prüfung und ein genaues Abwägen. Und genau darum geht es in den beiden Gleichnissen, die Jesu erzählt: von einen Mann, der vorhat, einen Turm zu bauen und von einem König, der gegen einen anderen in den Krieg ziehen will. Es gilt sorgfältig zu prüfen und die eigenen Möglichkeiten einzuschätzen. Reichen die Mittel? Reichen die Kräfte? Kann ich den Turmbau wagen? Kann ich den Feldzug riskieren? Ruhig überlegen, sachlich prüfen einerseits, dann aber auch, sich klar entscheiden andererseits. Und das hat immer auch mit Loslassen und mit meinen persönlichen Prioritäten zu tun. Um eindeutige Prioritäten geht es Jesus heute. Nichts ist in seinen Augen so wichtig wie das Reich Gottes. Dieses gilt es zuerst und vor allem zu suchen, das hat auch der hl. Ägidius getan, vor allem in dem großen Vertrauen, dass Gott in dort hinstellt, wo er ihn haben will.
Drittens: Uns dem Anspruch Jesu stellen. Die Deutlichkeit des Anspruchs Jesu bleibt. Glattbügeln lässt sich dieses Evangelium nicht. Streichen lassen sich die Worte Jesu auch nicht einfach. Jesu Wort ist und bleibt ein herausforderndes. Es erschöpft sich nicht darin, unser Leben zu verzieren. Es stellt vielmehr diese und ähnliche Fragen, bei denen wir stehen bleiben dürfen. Wonach richte ich mein Leben aus? Wie setze ich die Prioritäten? Welchen Stellenwert hat Gott in meinem Leben? Hat er bei mir das Sagen? Gebe ich seinem Willen den Vorrang? Stehe ich wirklich in seiner Nachfolge mit allem, was dazu gehört? Bin ich ernsthaft und in der Tat Jünger und Jüngerin Jesu? Oder bin ich doch bloß mehr Mitläufer, Sympathisant, Bewunderer? Lasse ich mich wirklich auf Jesus ein? Ist mein Glaube nur Sonntagsglaube oder prägt er auch meinen Alltag? Wie viel meiner Energie investiere ich in Dinge, die mich von dem, wozu Jesus mich ruft, ablenken? Heiße ich nur Christ oder bin ich es wirklich? Merkt man etwas von meinem Christsein in der Familie, in der Nachbarschaft, im Verein, am Arbeitsplatz, in der Öffentlichkeit? Welche Werte leiten mich in meinen Alltagsentscheidungen?
Liebe Brüder und Schwestern!
Jesus spricht seine Worte in eine große Menge hinein. Um Bewunderer und Fans geht es ihm nicht. Er möchte unsere persönliche Entscheidung, und dass wir einfach nachdenken, wie es uns möglich ist unser Christsein im Alltag zu leben. In einem säkularen Umfeld, wie wir es erleben ist es freilich herausfordernd, aber möglich ist es dennoch. Bitten wir unseren Patron, den heiligen Ägidius, das er uns dabei hilft. Amen.